Auf dem Blog darf man sich auch mal aufregen, hab ich gelernt. Im letzten Teil habe ich über den Sinn und Unsinn von Produkten geschrieben, die für ihren Einsatz zwecks fehlender Materialeigenschaften völlig ungeeignet sind. Heute gehts um ein anderes Thema, es wird persönlicher. Also Ohren anlegen, ich muss hier nochmal Dampf ablassen. Warum redet eigentlich niemand mit mir?
Davon handelt der Artikel:
Warum gab Gott den Menschen eine Stimme?
Es wird Zeit, wieder freundlich miteinander zu reden
Man kann über alles reden
Ho'oponopono
Warum gab Gott den Menschen eine Stimme?
Ich verkaufe gerade gerne auf Vinted, einer Second-Hand Plattform, wo gute Sachen ein zweites Leben bekommen. Als ausgebildete Verkäuferin (in meinem vorigen Leben war ich Augenoptikerin und habe schöne Gesichter mit schicken Brillen noch schöner gemacht) habe ich da so meine Taktik: Wenn einem potentiellen Käufer ein Angebot gefällt, kann er es favorisieren. Das sehe ich dann und schreib demjenigen eine kurze Nachricht, ob er Interesse hat an dem Produkt oder, wenn es vielleicht schon länger angeboten ist, ich mache sogar ein Sonderangebot. Was glaubst du, wie viele Antworten ich bekomme? Mein Topprodukt war einst ein Kunstfell-Mantel, er erzielte 34 Favorisierungen, ich schrieb also 34 Nachrichten. Es antworteten genau zwei Menschen.
Ich finde das so schade, ich meine, wo ist unser Miteinander geblieben? Ist es nicht mehr "in" zu antworten, wenn man angesprochen wird? Was ist so schwierig daran, seine Meinung zu äußern? Ich frage ja nicht nach deiner aktuellen politischen Gesinnung oder deinen sexuellen Vorlieben, ich versuche schlichtweg ein Gespräch anzufangen, indem ich dich frage, ob du eventuell Interesse an einem von mir angebotenen Produkt hast. So kann ich zum Beispiel auf Fragen eingehen, die du noch hast oder dir auch eine Empfehlung geben, ob mein Mantel zu deinem Stil und Outfit passen würde oder oder. Ich zwinge dich weder zum Kauf noch werde ich dich im Nachhinein stalken, weil du auf meine Nachricht geantwortet hast. Und es ist völlig ok für mich, wenn du sagst, nein, eigentlich hab ich nur rumgescrollt oder ich möchte noch überlegen. Alles gut, darfst du gerne. Aber dann weiß ich bescheid. Das ist wie mit den Autos, in die keine Blinker mehr eingebaut werden. Ich stehe an der Kreuzung und warte, um dir deine Vorfahrt zu gewähren, da du auf der Vorfahrtsstraße geradeaus fahren möchtest und dann biegst du vor mir ab. Wie arschig ist das denn? Ich hätte schon längst fahren können, hätte dein Auto doch bloß einen Blinker!
Wir müssen endlich damit aufhören, unsere Stimme leise zu halten - Judith Peters
Es ist für mich sogar ok, wenn du mir sagst, dass ich dich nerve. Ich bin Mama, ich kann damit umgehen. Es ist aber auch ok, wenn du mir sagst, dass dir gefällt, was ich tue, indem du z.B. mal einen Daumen hoch oder ein Herzchen verschenkst. Echt, ich freu mich darüber. Überhaupt, die sogenannten sozialen Medien. Im besten Fall lassen mir Coaches oder Verkaufs-Accounts ein, zwei Likes da und folgen mir für einen Tag, um sich am nächsten Tag wieder zu entfolgen - wahrscheinlich ohne jemals einen Blick auf den Content meines Profils geworfen zu haben. Und die einzigen Gespräche, die entstehen laufen folgendermaßen ab: Hey, ich habe gesehen, du interessierst dich für Gesundheit. Darf ich dir kurz eine Möglichkeit vorstellen, mit der du blabla. Nein, darfst du nicht. Letztens erhielt ich eine amüsante Abwechslung in den Nachrichten. Da schrieb tatsächlich einer, ob ich einen Sugardaddy brauche. Nein, vielen Dank, kein Interesse. Sozial ist da nichts mehr. Und dafür sauge ich mir täglich neuen Content aus den Fingern, erstelle daraus in zwei Stunden Arbeit ein tolles neues Video, das dann doch wieder keiner sieht. Oder wenn es gesehen wird, nicht mal zum Daumen hoch reicht. Da hätt ich die Zeit doch lieber im Garten mit meinen Bienen und Pflanzenspirits verbracht.
Es wird Zeit, wieder freundlich miteinander zu reden
Ich sehe ja ein, dass in unserer jüngsten Geschichte erfolgreich versucht wurde, die Menschen voneinander fern zu halten. In der sich jeder in seinen eigenen vier Wänden verkrochen hat und Gespräche vermieden wurden, aus Angst die Atemluft des Gegenüber zu inhalieren. Aber ganz ehrlich, glücklicher geschweige denn gesünder wurden wir so auch nicht, also dürfen wir dieses trostlose Kapitel auch endlich hinter uns lassen und abhaken. Und wieder freundlich miteinander reden. Da kommt doch viel mehr bei rum. Tolle neue Bekanntschaften zum Beispiel wie letztens, als mich beim Einkaufen eine Frau aufgrund meines mittlerweile 4 Monate alten Babys ansprach: "Ach, in dem Alter sind sie noch einfach," und ich beherzt konterte, dass ich gerne meine Nächte mit ihr tauschen würde, sie mich dann nach den Champignons fragte und wir uns nach dem Einkauf eine halbe Stunde später wieder trafen, um unsere Kinder von der gemeinsamen Sportstunde abzuholen. Da haben wir beide gelacht. Man sieht sich halt immer zweimal im Leben.
Ich sehe auch ein, dass unsere Gesellschaft nicht unbedingt darauf trainiert wird, seine eigene Meinung zu vertreten. So stellte mein großer Sohn letztens bei den Hausaufgaben fest, dass er beim Text-abschreiben einen Satz vergessen hatte. "Mama, das macht doch nichts, den kann ich doch einfach danach schreiben, der Sinn bleibt doch gleich." Wie wahr, mein Kind, aber du sollst lernen, Wort für Wort abzuschreiben, was dir vorgegeben wird und nicht, zu improvisieren und deine eigene Geschichte draus zu machen. Hups, hab ich das jetzt wirklich so zu Papier gebracht? Da müssen die wilden Pferde mit mir durchgegangen sein...
Man kann über alles reden
Sogar über die eigenen Fehler. Aber natürlich werden wir in unserer Fehler-vermeidungs-Gesellschaft auch nicht darauf trainiert. Fehler werden rot angestrichen und es gibt Punktabzug! Dabei sind es die Fehler, die die Entwicklung vorantreiben. Wenn du einen Fehler machst und es merkst, hast du das nächste Mal die Chance, es besser zu machen. Nur so können wir verschiedene Möglichkeiten austesten und die beste Variante entdecken. Ohne Fehler und Unzufriedenheit mit dem produzierten Ergebnis bleibt alles beim Alten. Deswegen ist es sogar wichtig, über die eigenen Misserfolge zu sprechen und sich mit anderen auszutauschen, um Rat zu fragen und so neue Inspirationen zu bekommen. Oder gar andere durch das eigene Vorgehen zum Bessermachen zu inspirieren. Natürlich dürfen auch die Verbesserungsvorschläge achtsam und respektvoll formuliert werden nach den Regeln der konstruktiven Kritik. Tipps und Anleitungen dazu gibt es viele, eine gute Zusammenfassung findest du hier. Überhaupt ist das positive Formulieren und der achtsame Umgang mit Worten eine Kunst. Eine Kunst, die nicht nur Stiche ins Herz vermeiden sondern auch bereits verletzte Herzen heilen kann. Wer kennt nicht das abfällige Stöhnen inklusive verdrehter Augen, bei dem man sich selbst wie der letzte Depp fühlt? Ein freundliches "Hey, was ist denn da passiert, kann ich dir helfen" fühlt sich da doch gleich ganz anders an, oder? Womit wir beim Urteilen über die Fehler oder Unzulänglichkeiten anderer wären. Urteile nicht über einen Menschen, bevor du nicht einen Tag in seinen Schuhen gelaufen bist, heißt ein weises Sprichwort. Warum tut jemand das, was er tut und sagt, was er sagt? Wenn du es nicht verstehen kannst, frag doch einfach nach, meistens gibt es eine einfache Erklärung, man muss nur miteinander sprechen beziehungsweise den Mut haben, auf den Gegenüber zuzugehen und nachzufragen.
Natürlich ist ein gewisses Maß an ehrlicher Selbstreflexion von Nöten, um an Verbesserungsvorschlägen, Kritik oder einfach Feedback auch wachsen zu können. Wie schnell springt doch oft die Stimme im eigenen Kopf an, die darauf programmiert ist, uns rund zu machen? "Ich bin so blöd!" Ist gerade ein recht häufiger Ausruf meines Großen, und das ist noch eine sehr harmlose Variante. "Hast du das immer noch nicht drauf? Das müsstest du doch jetzt wirklich besser hinkriegen, du Dumpfbacke..." erzählt mir meine Stimme gerne mal. Auch nicht wirklich hilfreich. Eine nicht besonders empfehlenswerte Taktik damit umzugehen ist, daraufhin mit dem Finger auf die anderen zu zeigen nach dem Motto "Aber der hat doch zuerst..." Nein, das machen wir nicht, es gibt eine einfachere Lösung: Du musst nicht alles glauben, was du denkst! Aus diesem Gedankenkarussel auszusteigen ist manchmal nicht ganz einfach, aber mit ein wenig Übung gelingt das immer öfter. Mir hilft in solchen Momenten die Überzeugung, die mich mein Lieblings-Parapsychologe Dr. Ingolf Sieben (R.I.P. du große Seele) gelehrt hat: Alles passiert zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Leuten, du sagst jederzeit die richtigen Worte und vollziehst die richtigen Handlungen, damit das Schicksal, das lange vor deiner Geburt festgelegt wurde, Erfüllung findet. Also alles halb so wild, irgendeinen Sinn wird das Ganze schon haben, auch wenn ich ihn gerade nicht erkennen kann. Doch was, wenn sich ein Fehler wirklich unverzeihlich anfühlt? Wenn es mir unter keinen Umständen möglich ist, darüber zu reden und vor allen Dingen erst Recht nicht, um Verzeihung zu bitten? Selbst dann gibt es Möglichkeiten der Heilung...
Ho'oponopono
Hoʻoponopono stammt aus dem hawaiischen und bedeutet so viel wie in Ordnung bringen, richtigstellen, ordnen, berichtigen, aufräumen und ist ein traditionelles Verfahren der Hawaiier zur Aussöhnung und Vergebung. Es ist ein traditionelles Ritual, das im Familienkreis praktiziert wird, in dem zwischenmenschliche Beziehungen durch Gebet, Aussprache, Schuldbekenntnis, Reue und gegenseitige Vergebung wiederhergestellt werden. In einer modernen Abwandlung wird das Ho'oponopono auch alleine durchführbar, ein ehrliches Schuldbekenntnis sich selbst gegenüber ist allerdings die Voraussetzung, um Heilung und die Wiederherstellung des Gleichgewichtes erreichen zu können. Die Bitte um Vergebung wird dabei an das höhere Selbst aller Beteiligten des Problems gerichtet, ohne dass diese körperlich anwesend sein müssen. Man kann sich das wie eine Art kosmischer Briefkasten vorstellen, in dem die im Ritual ausgesprochene Bitte um Vergebung landet, so dass Unterbewusstsein derjenigen Menschen durch die abgesendete Energie angesprochen wird. So kann ein erster Schritt auf den Gegenüber zu gegangen werden, ohne ihm real in die Augen schauen zu müssen, wenn wirklich keine andere Möglichkeit der Aussprache zu existieren scheint. Und bewusst abgesendete Energie wirkt in jedem Fall sogar unabhängig von Zeit und Raum. Das ist vor allem in Ahnen-Heilungszeremonien wichtig und hilfreich und gerade und besonders Ahnenheilung kann manchmal Wunder wirken. Doch, um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, üben wir uns einfach im Hier und Jetzt im achtsamen Miteinander, im respektvollen Umgang und im aufrichtig freundlichen Ton. Dann muss nichts kaputt gehen, was im Nachhinein Heilung braucht. Falls du aber doch das Bedürfnis hast, ein Ho'oponopono durchführen zu wollen zur emotionalen Heilung deines Energiekörpers und für mehr Frieden im eigenen Sein, zögere nicht, mir zu schreiben. Ich freue mich, dir die Hand reichen zu können und dein Vorhaben zu unterstützen für ein friedvolles und liebevolles Miteinander aller sichtbaren und nicht sichtbaren Wesen.
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